Da ist das Meer – so unendlich groß und weit
Psalm 104,25
Die Sehnsucht nach dem Meer motiviert mich jedes Jahr unsere Sachen zu packen und stundenlang zu fahren, um in der Nebensession einfach am Meer sein zu dürfen. Zu sein – hier am Strand zu sitzen und den Wellen zu lauschen, ihr beständiges kommen und gehen zu betrachten. Jeden Tag für ein paar Momente in dieser besonderen Ruhe und Vollkommenheit daheim zu sein. Für mich sind diese wenigen Stunden so kostbar, weil ich für einen kurzen Moment ein Teilchen der Ewigkeit erahnen darf.
Ich spreche von „Stunden“, denn sogar hier an diesem Ruheort sind wir unseren menschlichen Bedürfnissen verpflichtet – einkaufen, kochen, Tisch decken, Tisch aufräumen, Wäsche waschen und und und. Aber manchmal, trotz des Alltags, so wie heute, setze ich mich für eine Weile hin und versuche, Beobachtungen, Situationen, Gefühle, Gedanken und Gebeten nachzugehen und sie aufzuschreiben. Nach dem gemeinsamen Frühstück und vor dem Mittagessen, ein paar Stunden nur Gott, das Meer, ich und mein Laptop. Wenn ich mir die Zeit nehme und versuche diese Eindrücke aufs Papier zu bringen, verlieren sie zwar ein Stückchen ihrer Intensität, ich kann sie aber besser begreifen und im Herzen aufbewahren. Darauf freut sich mein Herz besonders, es darf sein und über Gott und Seine vollkommene Liebe, Annahme, Gnade nachdenken und diese nachspüren. Nicht nur am Meer, aber hier ist es für mich so viel präsenter und greifbarer. Ich fühle mich ganz von Gottes Allgegenwart umgeben. «Mein Papa arbeitet in der Schule», habe ich einmal unsere Tochter sagen hören. Und diesen Satz hat sie sehr feierlich und sehr respektvoll betont. So geht es mir auch, wenn ich am Ufer auf das Meer blicke. «Und mein Papa, im Fall, der hat das riesige Weltmeer erschaffen, unter anderem». Lob ist die Krönung, die Vollendung der Freude, schreibt C. S. Lewis. Die Freude, die mein Herz bewegt, kann ich bekunden, so bekommt sie die Möglichkeit, ein anderes Herz zu erreichen.
Sich von Gott gebrauchen lassen, Licht und Salz auf dieser Erde sein, einer sinnvollen Beschäftigung nachgehen oder für andere Menschen da sein, sind wichtige Aufgaben. Ja, Gott beauftragt uns heute noch. Und genauso dürfen das Dasein und das Staunen über Gott und Seine Werke einen wertvollen Platz in unserem Alltag haben, darüber spricht auch die Bibel. Ich stelle mir gerade Adam und Eva vor, Gottes zwei ersten Menschenkinder. Es macht mir gerade Freude mir auszumalen, dass Gott extra erst nur vor Adam die Werke Seiner Schöpfung ausbreitete und erklärte. Und dann erschuf er Eva und hat alles zum zweiten Mal zeigen dürfen. Ich glaube, er hatte unheimlich grosse Freude an ihren Reaktionen. Irgendwie ermutigt mich diese Vorstellung, mir dem Betrachten, Nachdenken, Staunen, Danken und Loben mehr Raum zu geben. Dafür bedarf es eine bewusste, grundlegende Entscheidung, mir jeden Tag Zeit dafür zu nehmen. Und dann braucht es jeden Tag einen kleinen mutigen Schritt dazu. Ich meine, jetzt gerade könnte ich den Tisch um mich herum aufräumen, ich könnte die Tasche für den Ausflug heute Nachmittag packen, ich könnte mich schon mal umziehen, ich könnte die drei E-Mails beantworten, ich könnte endlich diese eine lange Sprachnachricht hören, ich könnte den Sand am Balkon zusammenkehren und ich könnte… Ich könnte aber auch den Kopf heben und gerade aufs Meer schauen und meine Freude zum Gott zum Ausdruck bringen. Es ist wie eine Begegnung, so wie wir für Sekunden mit einem anderen Menschen Augenkontakt haben. So geht es mir, wenn ich innehalte und Gott lobe – wie eine kurze und intensive Begegnung mit dem heiligen Gott.
Doch du bist heilig, der du wohnst unter den Lobgesängen Israels.
Psalm 22,4
Hast Du einen besonderen Ort des Staunens, der Dich Gottes Wesen erahnen lässt?
Was lässt Dein Herz höherschlagen, wenn Du an Gottes Schöpfung denkst?
Was schenkt Dir einen Vorgeschmack auf die Ewigkeit?
Was lässt Deinen Mund Ihn preisen vom ganzen Herzen?
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